Schloss Benrath: Überdachung des Innenhofes im Westflügel.

Am 27. Juli 2023 versammelten sich einige Freunde von Schloss und Park Benrath zu der ersten Veranstaltung im aktuellen Halbjahresprogramm: der Vorstellung der Wettbewerbseinreichungen für die Überdachung des Innenhofes des Westflügels von Schloss Benrath.

 

Im Rahmen der Generalsanierung des Schlosses wird zunächst in den kommenden Jahren das Corps de Logis im Fokus stehen. Wenn diese Arbeiten soweit abgeschlossen sein werden und in den jährlichen Budgetplanungen der drei Zuwendungsgeber, Stadt Düsseldorf, Land NRW und Bund, wieder Volumen für weitere Arbeiten verfügbar wird, sollen die Seitenflügel - und hier zunächst der Westflügel - saniert werden.

 

Eine Nutzungsplanung beider Flügel ist in Arbeit, die am 24. August auch den Freunden von Schloss und Park Benrath zur Diskussion vorgestellt werden wird. Geplant ist die Konzentration der Verwaltung des Schlosses im Ostflügel und eine Neukonzeption und -gestaltung von Gartenkunst- und Naturkundemuseum im Westflügel. Gleichzeitig soll in diesem ein Besucherzentrum eingerichtet werden und der Zugang zum Corps de Logis (auch) unterirdisch durch den bereits mit dem Bau des Schlosses entstandenen Tunnel, der beide Gebäude verbindet,  ermöglicht werden. 

 

Schwierig, so erläuterte Prof. Schweizer, wird dieses Unterfangen dadurch, dass es im Westflügel keinen größeren Raum gibt, der erlauben würde, Kasse, Museumsshop und eine Ruheecke zweckmäßig einzurichten. Deshalb wurde die Vorstellung entwickelt, den Innenhof - den einzigen großen "Raum" - zu nutzen und ihn dafür in geeigneter Weise zu überdachen. Dabei müssen neben den Anforderungen durch die Nutzungswünsche vielfältige technische Aspekte, wie  Statik und Gründung, Brandschutz, Sturm- und Wetterfestigkeit, Regenwasserabführung u.v.m. und natürlich  (soweit möglich) Barrierefreiheit berücksichtigt werden. Hinzu kommen die strikten Vorgaben des Denkmalschutzes: weder können die vorhandenen Dachpfeiler, die Dachgestaltung (zur Innenseite) noch die Zugänge der vorhandenen Räume zum Innenhof verändert werden, auch dürfen sich die hölzernen Pfeiler nicht in einen trockenen Innenraum befinden, da sie auf ausreichende Feuchtigkeit angewiesen seien. Offenbar besteht also die Vorstellung, den Innenhof gegenüber der Witterung nicht vollständig abzudichten. Auch die Statik ist anspruchsvoll, denn unter dem Innenhof führt ein Kanal vom Spiegelweiher zum Schlossgraben, dessen Zweck bis in dieses Jahrhundert hinein war, den in der Mitte des Hofes gelegenen Brunnen zu speisen.

Innenhof des westlichen Kavalierflügels von Schloss Benrath (hist. Foto, aus: E. Renard, Das Neue Schloss zu Benrath (1913)Innenhof des westlichen Kavalierflügels von Schloss Benrath mit dem ehemaligen Brunnen. Links und rechts die knapp 5 m hohen Pfeiler der Dachkonstruktion (hist. Foto aus: E. Renard, Das Neue Schloss zu Benrath (1913)

Nach ausgiebigen Vorgesprächen mit den relevanten Behörden ist ein Architekturwettbewerb durchgeführt worden, der auf überraschend großes Interesse bei Architekturbüros stieß, denn über einhundert Vorschläge wurden eingereicht. Eine Jury hat mittlerweile alle Vorschläge begutachtet und die Auswahl für die drei ausgelobten Preise getroffen. Diese wurden nun von Prof. Schweizer den Schlossfreunden vorgestellt.

 

Der zweite und dritte Preis ging an Vorschläge, die - wie die allermeisten eingereichten - vorsehen, den Innenhof komplett zu überdachen. Einer dieser Vorschläge will dies auf Firsthöhe machen. Dazu müsste ein strukturiertes Glasdach die zum Innenhof gerichtete Dachschräge mit ihren Gauben komplett überfangen. Das andere Konzept will ein gewölbtes Dach auf Traufhöhe installieren.  Das entspräche der gefeierten Konzeption des Innenhofes des British Museum, wobei in Benrath die as Dach wohl nicht auf dem Gebäudewänden ruhen könnte, sondern eigenen Stützen benötigen.

Überdachung im British Museum (Sir Norman Forster)Überdachung im British Museum (Norman Foster). Foto: Jürgen Kahl

 

Der erste Preis ging jedoch an einen Vorschlag, der in einer nierenartigen Form nur einen Teil des Innenhofes überdachen will; den offen bleibenden Streifen soll eine Glaswand abtrennen. Als Vorzug wird gesehen, dass die knapp 5 m hohen Dachpfeiler nicht im trockenen Innenraum stünden. Das Dach soll nicht transparent aus Glas sein, sondern ein flaches festes Dach, dass von oben begrünt werden kann, um dadurch ggf. Pflanzfläche - durch die Mansardenfenster zu betrachten - im Kontext der geplanten Museumsnutzung verfügbar zu machen. Im Vergleich zu den beiden anderen Entwürfen bietet dieser Entwurf allerdings in seinem Innenbereich eine deutlich geringere Nutzfläche, deren Verwendung zudem durch die geringe Breite an den beiden schmal zulaufenden Enden weiter erheblich eingeschränkt wird. Ebenso wäre eine sinnvolle Nutzung für die verbleibende sichelförmige offene Fläche, die ebenfalls an beiden sehr eng wird, problematischer als bei einer Voll-Überdachung, die einen Gesamtraum schafft. Zudem wird unter dem massiven Dach der Lichteinfall stark eingeschränkt; der neugeschaffene Raum unter dem Dach wird vollständig von künstlicher Beleuchtung abhängen und der optische Gesamteindruck des Innenhofes wird durch die den offenen vom geschlossenen Teil abtrennende Wand aus Verbundglasscheiben wohl deutlich beeinträchtigt werden. Es blieb in der Vorstellung durch Prof. Schweizer unklar, ob diese 4 - 5 m hohe schwere Glaswand weit zu öffnen wäre (d.h. ob die Elemente als Paket zur Seite geschoben werden können). Im Entwurf, so ist dem Grundriß zu entnehmen, sind aber nur eine Türöffnung mittig zur gebogenen Seite des Schlossflügels und je eine an den spitzen Enden  vorgesehen. 

 

Falls die historischen hölzernen Dachpfeiler tatsächlich nicht im Innenraum stehen dürfen, dann müsste auch auf den beiden rückwärtigen Seiten eine (Glas-)wand eingebaut werden. Was ebenfalls in der Diskussion nicht angesprochen wurde: hinter dieser rückseitigen Wandkonstruktion würden zwei jeweils 5 m hohe, ca. 35-40 m lange und kaum 2 m breite  (an den Dachpfosten nur ca. 1,5 m) breite Gänge entstehen (im Bild links und unten gelb angedeut), Sie wären ohne Tageslicht aber mit Durchzug von Außenluft. Die für diesen 80 m langen Gang (eher: "Schlauch") erforderliche rückseitige Wandkonstruktion könnte einen möglichen Kostenvorteil (durch das kleinere Volumen und die einfachere Dachkonstruktion) dieses mit dem 1. Preis gekrönten Raumkonzepts gegenüber einer Vollüberdachung möglicherweise in sein Gegenteil verkehren. Sollte diese Rückwand als Kostengründen nicht aus Glas sein, so würde das Bild des historischen Innenhofes optisch nicht mehr erfahrbar sein.

Vorschlag 1. Preis - ungefähre Skizze. Plan: Renard (1913)Vorschlag 1. Preis - ungefähre Skizze der Überdachung (grün) und den evtl. entstehenden schmalen Gängen (gelb). Plan: Renard (1913)

 

Wenn aber Denkmalschutz und Bauphysik (hoffentlich) doch zugestehen würden, dass die historischen hölzernen Dachpfeiler im Innenraum stehen dürfen, etwa weil "Bauminseln" zur Befeuchtung des Raumes akzeptiert würden, dann müssten diese beiden  schmalen Gänge nicht abgetrennt werden, sondern könnten in den grün dargestellten Innenraum integriert werden. "Bauminseln" o.ä. als Befeuchtungskonzept funktionieren aber natürlich gleichermaßen auch bei  Vollüberdachung;  als Befeuchtungskonzept würde sich keinerlei Unterschied zwischen allen drei Vorschlägen ergeben.

 

Die vorgegebene Bausituation bringt bei jedem Konzept vielfältige Probleme mit sich, insgesamt aber scheint dem Autor eine vollständige Überdachung des Innenhofes auf Traufhöhe die meisten Vorteile zu bieten. Aber die Wahl ist nun auf den Vorschlag gefallen, der nutzungsmäßig offensichtlich am ungünstigsten ist.

 

Wie Prof. Schweizer berichtete, soll dieser Vorschlag der Teilüberdachung nun genauer analysiert und verhandelt werden. Den dafür Verantwortlichen kann dabei nur bon courage gewünscht werden, insbesondere aber, die beiden anderen prämierten Vorschläge nicht zu rasch aus den Augen zu verlieren.

 

Die Pläne der prämierten Wettbewerbseinreichungen können bis auf Weiteres im westlichen Torhaus, dort rechts im Raum gegenüber dem Museumsshop, besichtigt werden.

 

 

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Weitere Informationen Ok Ablehnen