Das festliche Frühlingskonzert der Freunde von Schloss und Park Benrath

 

Mehr Mitglieder als der Kuppelsaal in Schloss Benrath fassen kann, hatten sich zum traditionellen Konzert und Empfang der Vereinigung Freunde Schloss und Park Benrath e.V. am 16. April 2023 angemeldet, das seit letztem Jahr nicht als Neujahrs- sondern als Frühlingskonzert durchgeführt wird.

Bestritten wurde es von fünf jugendlichen Blasmusikern und -innen, alle Bundespreisträger bei Jugend musiziert, die sich unter der Leitung von Prof. André Sebald zum Anemoi-Quintett zusammengeschlossen haben.

Das Quintett eröffnete das Konzert mit den Trois Pieces brèves des französischen Komponisten Jacques Ibert (1890 – 1962). Schon mit den Anfangstakten des ersten Stücks, die für einen Sonntagmorgen passend an das Glockenläuten einer großen Kirche erinnern, wurden die Hörer in den Sog dieser ausgesprochen rhythmischen, melodischen (z.T. in ungewohnter Harmonik) und überaus schwungvollen Komposition aus dem Jahr 1930 hineingezogen. Die 16- bis 18-jährigen Musiker – Amelie Jansen (Quer-/Piccoloflöte), Elisa Kiess (Oboe), Jakob Breitling (Klarinette), Liam Scheidner (Fagott) und Raphael Sebald (Horn)  beeindruckten vom diesem ersten Ansatz an mit rhythmischem Schwung und Präzision,  straffer, geradezu selbstverständlicher Linienführung und immenser Spielfreude. - Auf dieses erste lebendige Allegro folgte ein kurzes romantisches, melodisch fast wehmütiges Andante, dessen Thematik im dritten Satz, einem langsameren Allegro scherzando, mit Anklängen an den ersten Satz fortgeführt wurde.

 

Nach diesem Auftakt wurden die Anwesenden von der Vorsitzenden des Vereins, Frau Adelheid Klahold, begrüßt. Sie dankte zunächst dem Anemoi-Quintett und seinem künstlerischen Leiter, Prof. André Sebald, für die Bereitschaft zum Konzert und lobte dessen gelungenen Auftakt. Sie richtete die Grüße des Oberbürgermeisters aus, der sich auf einer China-Reise befinde und dankte sodann im Namen des gesamten Vorstandes den Mitgliedern für ihre Treue, die sie auch in Zeiten der Pandemie bewiesen hätten, während der nur wenige Veranstaltungen möglich waren. Dank der Beiträge und Spenden habe der Verein in diesem Jahr an die Stiftung einen Betrag von 25.000 Euro überweisen können, mit der die schon länger geplante Restaurierung der Salons im oberen Geschoss des Corps de Logis in Angriff genommen werden solle. Frau Klahold wies auf die weiteren Veranstaltungen des Halbjahresprogramms hin sowie auf einen von der Stiftung veranstalteten Workshop am 27. April zur Zukunftsplanung der Museen, der für den Verein von großem Interesse sei.  -  Prof. Dr. Stefan Schweizer, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath, schloss sich dem Dank Frau Klaholds an die Mitglieder an und hob die gute Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Freundeskreises hervor. Er lud zu dem schon erwähnten Workshop am  27. April ein, auf dem die im Rahmen der Generalsanierung des Schlosses entwickelte Planung für die drei Museen - das Corps de Logis als historisches Museum des Baudenkmals Schloss Benrath, das 1929 gegründete Naturkundemuseum und das vor dreiundzwanzig Jahren eröffnete Europäische Gartenkunstmuseum - vorgestellt und diskutiert werden solle.

Mit den 6 Bagatellen von Gyorgy Ligeti setzte sich das Konzert des Anemoi-Quintetts fort. Diese 1951-53 entstandene Komposition gehöre – so sagt rückblickend Ligeti selbst -  zu seiner frühen Schaffensphase, dem „prähistorischen Ligeti“. Seinerzeit habe die kommunistische Diktatur in Ungarn alle vom Westen beeinflusste „moderne“ Kunst strikt untersagt und selbst dieses eher „klassische“ von Bartók und Strawinsky beeinflusste Werk sei verboten worden. Tatsächlich konnte seine Uraufführung erst 1969,  16 Jahre später, erfolgen. Die dritte dieser Bagatellen, ein Allegro grazioso, sah Ligeti als diejenige, die den Weg zu seinem späteren Schaffen weise. Eine Besonderheit sei, so Ligeti, auch, dass in diesem Satz die Querflöte in der unteren Lage spielend und die Oboe im höheren Register die Rollen vertauschten, womit eine neuartige Klangfärbung erzeugt werde. Dies zeigten die jungen Künstler – und auch, welchen Witz und welch spielerisches Vergnügen der knapp dreißigjährige Ligeti in  dieser Komposition angelegt hat.

Mit dem späten g-Moll Quintett des 1763 geborenen Franz Danzi führten die Anemoi-Bläser das Publikum sodann in die Schubert- und späte Beethovenzeit.  Danzi verbindet uns mit Kurfürst Carl Theodor, er wurde bereits 15-jährig als Cellist in die seinerzeit berühmte Mannheimer Hofkapelle aufgenommen, von der der zeitgenössische Musikjournalist Charles Burney im zweiten Band seines Tagebuchs einer musikalischen Reise sagt: „Es sind mehr Solospieler und gute Komponisten in diesem, als vielleicht in irgend einem Orchester in Europa. Es ist eine Armee von Generälen, gleich geschickt, einen Plan zu einer Schlacht zu entwerfen, als darin zu fechten.“  Als Carl Theodor 1778/9 das Münchner Erbe der Wittelsbacher antrat, blieb Danzi in Mannheim, wo er siebzehnjährig am neuen Mannheimer Nationaltheater unter Dalberg seine erste voll auskomponierte Oper und kurz darauf die Bühnenmusik zu Schillers „Räuber“  vollendete. Danzi, der als Solist und Komponist europaweit große Erfolge erzielte, ist einer der wesentlichen Begründer der romantischen Musiktradition mit großem Einfluss auf Carl Maria von Weber. Seine Bläserquintette blieben über die Zeiten hinweg beliebt. Das fröhlich-melodische Stück op.  56 mit durchaus virtuosen Anforderungen spielten die jungen Musiker mit Wärme und Verve, wofür das Publikums mit kräftigem Beifall dankte.

Den Abschluss des angekündigten Programms bildete das beliebte, ebenfalls in g-Moll geschriebene Quintett des seinerzeit 32-jährigen französischen Flötenvirtuosen Paul Taffanel (1844 – 1908). Es besticht durch seine weitgeschwungenen spätromantischen Melodiebögen. Führt im ersten Satz, einem frischen  Allegro con moto, der Sopran der Querflöte, so ist im zweiten, einem Andante, der Bassbariton des Horns eine kräftige Singstimme. Den Abschluss dieser formschönen Komposition bildet ein konzertantes Vivace, das in manchem an Mendelssohn erinnert. In ihm gibt die Oboe das erste Thema vor und ist immer wieder Stimmführerin.  Erschöpft vom konzertanten Miteinander scheint der Satz zart und langsam zu verklingen, doch dann folgt noch ein Tutti-Pfiff wie ein Haydnscher Paukenschlag, der das in die Musik versunkene Publikum aufschreckt und zeigt, dass die Musiker in ungebrochenem Elan noch lange weiter spielen könnten.

 

In der Tat, der brausende Applaus für die großartige Darbietung war noch nicht beendet, da hoben die Musiker wieder ihre Instrumente und begannen mit einer  Zugabe: in leichtem Swing spielten sie den 1917 von dem Brasilianer Zequinha de Abreu geschriebenen Song „Tico-Tico no farelo / no Fubá“, der 1944 durch seine Verwendung im MGM Film „Bathing Beauty / Badende Venus“ in die Hitlisten aufstieg und seither in vielen Instrumentierungen beliebt blieb – so auch dieses Mal: die Freude des Publikums an diesem wahren Ohrwurm war im Raum zu spüren und der Applaus groß. Nicht genug mit dieser Zugabe, setzten sie noch die witzige und ziemlich schräge Transformation „Beethoven’s Fifth“ des Engländers Terence Greaves oben drauf. Da war die Begeisterung nicht mehr zu halten, mit Bravo wurden das Konzert und diese letzte Darbietung gefeiert.

Nach herzlichem Dank Frau Klaholds, in den sie auch Herrn Haseley, ehem. Leiter der Clara-Schumann-Musikschule, mit einbezog, der den Hinweis auf das Anemoi-Quintett gegeben hatte, folgte im Lapidarium des Schlosses der traditionelle Empfang mit angeregtem Austausch unter den Mitgliedern des Vereins. 

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Denjenigen Mitgliedern, Helfern und Mitarbeitern der Stiftung, die sich für die Vorbereitung und Durchführung dieser großen Veranstaltung tatkräftig eingesetzt haben, sei an dieser Stelle ebenfalls sehr herzlich gedankt.

 

Das Konzert war überbucht - leider sind aber einige Mitglieder, die sich angemeldet hatten, nicht erschienen, ohne dies rechtzeitig mitzuteilen. So blieben einige Plätze leer, die an Interessenten auf der Warteliste hätten vergeben werden können.

 

 

 

 

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